Im November 1994 erhielt ich eine Schluckimpfung gegen Kinderlähmung (Polio), weil wir planten, nach Südafrika zu reisen, und die StIKo für Reisen dorthin diese Impfung empfahl. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich wenig über Impfungen nachgedacht. Unsere Kinder, mein Mann und auch ich waren gemäß geltendem Impfkalender geimpft und hatten nie Probleme bekommen.
Diese Impfung jedoch änderte alles: In der Folge der Schluckimpfung erkrankte ich schwer und fand weder bei den mich behandelnden Ärzten noch den zuständigen Behörden das gewünschte Gehör. Mein Rückenmark war durch die Impfung entzündlich geschädigt worden, was zu einer zunehmenden Lähmung meiner Beine sowie einem umfangreichen Erschöpfungssyndrom führte.
Nachdem im Laufe des Jahres 1999 feststand, dass ich nicht mehr in der Praxis arbeiten können würde, holte ich zunächst in den Jahren 2000 bis 2002 das Abitur nach. Ab 2003 studierte ich in Bielefeld Rechtswissenschaften. "Jura geht auch im Sitzen" war eines meiner Argumente. Während des Studiums wurden mir sämtliche Nachteilsausgleiche gewährt, die mir zustanden, und die es mir überhaupt ermöglichten, tatsächlich alles erfolgreich zu beenden. Nach dem Referendariat am Landgericht Bielefeld bestand ich im Alter von 57 Jahren das 2. Staatsexamen und erhielt im Mai 2012 meine Zulassung zur Anwaltschaft. Im direkten Anschluss gründete ich meine Kanzlei. Bis ich Mitte 2018 die Kanzlei aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, war ich hauptsächlich als Berufsbetreuerin tätig. Anwaltlich lag mein Schwerpunkt im Sozial- und Erbrecht, aber auch medizinrechtliche Mandate habe ich übernommen.
Das umfangreichste und auch anspruchsvollste Mandant allerdings war und ist mein eigenes: Der Kampf um die Anerkennung als Impfgeschädigte sowie die Durchsetzung aller damit verbundenen Ansprüche dauert nun seit fast siebzehn Jahren an und ist noch nicht beendet.