Training

Lokomat Training



1. Kennenlernen: Der Lokomat und ich 

Im Mai 2020 erzählte mir mein Schwiegersohn in spe von einer Freundin, die in Hövelhof eine Physiotherapie-Praxis betreibe. Sie habe dort einen Gangtrainer für Patienten mit schweren neurologischen Beeinträchtigungen stehen. Im Internet machte ich mich schlau und war sofort begeistert. Es handelt sich um eine robotergestützte Therapie, die auf einem Laufband ein physiologisches Laufen ermöglicht. 
Für den 15. Juli 2020 erhielt ich einen Termin für ein Probetraining. Mein Mann und ich machten uns auf den Weg, und als ich das erste Mal in dem individuell eingestellten Exoskelett sicher eingebunden die ersten Schritte machte, liefen mir die Tränen über das Gesicht. Ich schloss die Augen und genoss diesen unfassbaren emotionalen Augenblick, der mich in meiner Erinnerung um viele Jahre zurücktrug, wie ich - mit unserem Hund an meiner Seite - durch den naheliegenden Wald gelaufen bin, um für den Hermannslauf zu trainieren.
Natürlich ist das, was ich auf dem Laufband erlebe, nicht annähernd mit einem Lauf durch den Wald zu vergleichen, aber für mich war dieser Moment so ergreifend und bewegend, weil das Gerät es mir ermöglicht, die Füße gerade voreinander zu setzen, ohne die Beine mit allergrößter Kraftanstrengung aus der Hüfte nach vorne zu schmeißen und nach wenigen kleinen Schritten völlig erschöpft auf einen Stuhl zu sinken.
Nach etwa 20 Minuten war das erste Kennenlernen vorbei, aber ich war fast 500 Meter gelaufen. 

2. Das Genehmigungsverfahren

Auch im Juli 2020 frage ich direkt bei der Behörde an. Die Krankenkasse hatte mir zuvor avisiert, dass sie die Kosten nicht übernehmen würden. Es gäbe zwar ein Gerät in Dortmund, und mit dieser Praxis habe man eine Einzelvereinbarung getroffen, so dass ich dorthin fahren könnte, aber zweimal in der Woche nach Dortmund zu fahren, kann ich mir nicht vorstellen.
Der Sachbearbeiter beim Amt für Soziales Entschädigungsrecht ist wieder einmal sehr hilfreich. Er schlägt vor, dass ich den Antrag bei der Krankenkasse stellen solle. Wenn diese, wie angekündigt, dann ablehnen würde, sei seine Behörde als Widerspruchsbehörde für mich zuständig. Dann werde man weitersehen.
Ich stelle also den Antrag, die TK lehnt bereits am folgenden Tag erwartungsgemäß ab, und ich formuliere meinen Widerspruch gegenüber dem Amt für Soziales Entschädigungsrecht. 
Nachdem ich Bescheinigungen meiner Ärzte vorgelegt hatte, die das Training ausdrücklich befürworteten, erhielt ich im November 2020 die Genehmigung, ein halbes Jahr lang das Training durchzuführen. Seither zahlt die Behörde für Soziales Entschädigungsrecht fortlaufend diese wunderbare Therapie, die mir in vielerlei Hinsicht ein große Unterstützung ist. 

 3. Erfolge

Seit mehr als zwei Jahren nutze ich nun nach Möglichkeit zweimal wöchentlich das Training auf dem Gangtrainer. An guten Tagen schaffe ich 45 Minuten und bis zu 1.400 Meter. Dabei muss ich höllisch aufpassen, die Balance zwischen der Begeisterung für das Laufen und dem Möglichen und Sinnvollen zu wahren. Überanstrengung, und sei sie noch so gering, führt am nächsten Tag sofort zu einer Verschlechterung der Beinkraft. Gut dosiertes Training andererseits erhält meine Beweglichkeit, lindert die Spastiken, verbessert Durchblutung und Tiefensensibilität und - und das finde ich unglaublich wichtig - macht mein Seelchen froh!
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