Im Mai 2020 erzählte mir mein Schwiegersohn in spe von einer Freundin, die in Hövelhof eine Physiotherapie-Praxis betreibe. Sie habe dort einen Gangtrainer für Patienten mit schweren neurologischen Beeinträchtigungen stehen. Im Internet machte ich mich schlau und war sofort begeistert. Es handelt sich um eine robotergestützte Therapie, die auf einem Laufband ein physiologisches Laufen ermöglicht.
Für den 15. Juli 2020 erhielt ich einen Termin für ein Probetraining. Mein Mann und ich machten uns auf den Weg, und als ich das erste Mal in dem individuell eingestellten Exoskelett sicher eingebunden die ersten Schritte machte, liefen mir die Tränen über das Gesicht. Ich schloss die Augen und genoss diesen unfassbaren emotionalen Augenblick, der mich in meiner Erinnerung um viele Jahre zurücktrug, wie ich - mit unserem Hund an meiner Seite - durch den naheliegenden Wald gelaufen bin, um für den Hermannslauf zu trainieren.
Natürlich ist das, was ich auf dem Laufband erlebe, nicht annähernd mit einem Lauf durch den Wald zu vergleichen, aber für mich war dieser Moment so ergreifend und bewegend, weil das Gerät es mir ermöglicht, die Füße gerade voreinander zu setzen, ohne die Beine mit allergrößter Kraftanstrengung aus der Hüfte nach vorne zu schmeißen und nach wenigen kleinen Schritten völlig erschöpft auf einen Stuhl zu sinken.
Nach etwa 20 Minuten war das erste Kennenlernen vorbei, aber ich war fast 500 Meter gelaufen.