Aus dem Schatten getreten

Aus dem Schatten getreten - Mein Leben mit einem Impfschaden
mit einem Vorwort von Hera Lind  


ISBN-13: 978-3-7565-5219-1 (Print Ausgabe)

ISBN-10: 37566552195 (e-book)

November 1994: Hanns und Marie Pörtner planen eine Reise nach Südafrika. Die Ständige Impfkommission empfiehlt hierfür eine Impfung gegen Kinderlähmung. Marie schluckt den Würfelzucker mit dem Impfstoff, ohne zu ahnen, dass dies ihr Leben vollkommen auf den Kopf stellen wird. Drei Tage später treten die ersten Symptome auf: Kribbeln unter den Füßen, Schwäche in den Beinen und Fehlempfindungen bis hinauf zur Brust. Zunächst findet sich keine Diagnose. Erst recht will niemand etwas von einem Impfschaden hören. Fünf zermürbende Jahre folgen, bis endlich akute Entzündungen und alte Narben im zentralen Nervensystem gefunden werden. Marie muss sich damit auseinandersetzen, dass sie ihr weiteres Leben im Rollstuhl verbringen wird. Als Arzthelferin kann Marie Pörtner nicht mehr arbeiten. Sie holt ihr Abitur nach und beginnt, Jura zu studieren. Dabei muss sie gegen alte Ängste kämpfen. Ihre erste schulische Laufbahn war von großen Misserfolgen geprägt, dazu kamen Probleme mit der selbstmordgefährdeten Mutter und der Verweigerungshaltung des Vaters, der die Familie verlassen hat. 2006 stellt Marie Pörtner einen Antrag auf Anerkennung eines Impfschadens. Die Behörde wehrt sich mit Händen und Füßen. Unzählige Begutachtungen folgen, in denen Marie sich in ihrer Menschenwürde verletzt fühlt, und die die Schwierigkeiten mit medizinischen Gutachten in sozialgerichtlichen Verfahren offenlegen. Doch sie nimmt den Kampf auf – für sich, aber auch für viele andere, die nicht die Möglichkeiten und den zähen Willen dieser Anwältin haben. „Die Lebensgeschichte von Marie Pörtner ist nicht nur spannend und mitreißend von der ersten bis zur letzten Seite. Sie ist auch ein Mutmacher und ein Wegweiser für alle, die glauben, vom Schicksal benachteiligt zu sein.“ (Aus dem Vorwort von Hera Lind)

So ist das Buch entstanden

Im August 2020 las ich in der Neuen Westfälischen Zeitung einen Aufruf der Lesebühne Minden, in dem zu einem Schreibwettbewerb eingeladen wurde. Spontan entschloss ich mich, daran teilzunehmen und reichte meine Kurzgeschichte "Knuddel" ein.  Meiner Freundin, Grazyna Zbierski, die zu der Zeit als Bibliothekarin die  Bücherei in Leopoldshöhe leitete, gefiel die kleine Geschichte richtig gut. Vor ihrem Abschied in den Ruhestand hatte sie die Autorin Hera Lind zu einer Lesung eingeladen. Als Veranstalterin holte sie Hera Lind vom Bahnhof ab und drückte ihr den "Knuddel" in die Hand, mit der Bitte, die Geschichte doch sofort zu lesen. Wer Hera kennt, weiß, dass sie kaum einen Wunsch abschlagen kann. Und so kam es, dass ich mich an diesem Abend plötzlich in ein erstes Gespräch mit der Bestseller-Autorin verwickelt sah. Ich erlebte sie als unglaublich sympathisch, diese  tolle Frau, die seit vielen Jahren Lebensgeschichten von Menschen zu Romanen verarbeitet.

Das war auch die ursprüngliche Idee meiner Freundin: Sie hoffte, dass Hera meine Lebensgeschichte so interessant finden würde, dass daraus ein Buch aus ihrer Feder entstehen könnte. Im Oktober 2020 fuhr ich spontan nach Salzburg, wo Hera Lind ein Schreibseminar veranstaltete, zu dem sie mich eingeladen hatte. Die nächsten Tage waren ein Feuerwerk voller literarischer und kulinarischer Erlebnisse. Während Engelbert Lainer, der Ehemann von Hera Lind, uns Teilnehmer*innen auf höchstem Niveau beköstigte, brachte Hera uns zum Lachen und Weinen. Ernsthaftigkeit, unbändige Freude aber auch Nachdenklichkeit und volle Konzentration füllten unsere Stunden. Hera lehrte uns nicht nur Wortwitz, Wortkunst und Wortspiel. Nein, sie führte uns auch mit großer Empathie um alle Klippen herum, die lauern, wenn man seine ersten Gehversuche als Autor*in starten möchte.

Auf dem Rückweg nach Bielefeld schwang ein völlig neues Gefühl in mir. Hera hatte mich aufgefordert, meine Geschichte aufzuschreiben. Sie hatte mir tatsächlich angeboten, daraus einen Roman zu machen. Wir hatten viel miteinander gesprochen, und die gegenseitige spontane Sympathie hatte sich von Stunde zu Stunde verstärkt. Nun keimte diese Idee weiter, tief in mir, und während ich nach Hause fuhr, überschlugen sich die Gedanken in meinem Oberstübchen.

Zwei Tage später saß ich am Schreibtisch. Das Konzept fertig im Kopf floss die Geschichte so aus mir heraus. Anhand von Zeugnissen, Gutachten und Arztberichten, sowie der gesamten Korrespondenz mit den Ämtern fiel es mir leicht, die zeitliche Abfolge herzustellen und dank Heras wunderbarer Schulung musste ich über Formulierungen nicht lange nachdenken. Plötzlich war alles wieder da: Die Impfung, meine Kindheit, meine Ursprungsfamilie, die Entwicklung meiner Erkrankung und Behinderung, meine Berufsausbildungen, aufgegebene Hobbies. Alles verknüpfte sich zu einem großen Ganzen. Als Arbeitstitel wählte ich "Zwischen weißen und schwarzen Kitteln", denn genau so habe ich mein Leben viele Jahre lang empfunden. Ärzte in weißen Kitteln, die mir nicht wohlgesonnen waren und fehlerhafte Gutachten verfassten, ebenso wie sehr kompetente und umsichtige Ärzte auf der einen, und die Richter in ihren schwarzen Roben, die Recht sprachen und von deren Einschätzung so unendlich viel für mich abhing, auf der anderen Seite. Und privat mein Verzicht auf den weißen Kittel, den ich als Zahnärztin hätte tragen wollen, den ich aber dann letztendlich gegen den schwarzen Kittel, die Anwaltsrobe getauscht habe.

Als ich nach einigen Wochen fertig war und alles an Hera schickte, war ich auf ihre Reaktion gespannt. Und Hera wäre nicht Hera, wenn sie nicht so unglaublich ehrlich gewesen wäre. „Liest sich wie frisch geschlagene Sahne!“ schrieb sie mir und „Das kannst du selbst!“ Damit war der Ball bei mir, und so wagte ich mich an das neue Abendteuer: Meine Biographie selbst zu schreiben. Nun, zwei Jahre später und mit Hilfe meiner Lektorin, der Unterstützung durch meinen Mann und meine Töchter und die Unermüdlichkeit meiner Freundin, ist es nun zur Veröffentlichung bereit.

Vielleicht haben Sie ja Interesse, zu erfahren, was mir widerfahren ist, nachdem die Impfung letztendlich dazu geführt hat, dass ich nun rollstuhlpflichtig geworden bin. Bei dem Wettbewerb der Lesebühne habe ich übrigens den 6. Platz bekommen, den 6. von nahezu einhundert eingesendeten Geschichten.  
 

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